Das Gesprächsforum sollte der Meinungsbildung innerhalb der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands zur Vorbereitung auf Jahrestagung der Synode der Evangelischen Kirche dienen, die unter das Schwerpunktthema "Es ist genug für alle da - Welternährung und nachhaltige Landwirtschaft" gestellt ist. Ausgangspunkt für die EKM, die gezielt (und nur "medienöffentlich") eingeladen und ein mit 80 Teilnehmern breit und hochkarätig besetztes Dialogforum organisiert hatte, waren folgende Überlegungen: "Die Debatte um die Grüne Gentechnik scheint festgefahren, ein gesellschaftlicher Konsens ist nach wie vor nicht in Sicht. An den grundsätzlichen Positionen hat sich wenig geändert. Während die einen in der gezielten Optimierung von Nutzpflanzen mit Hilfe gentechnischer Methoden zuerst eine Chance zur Verbesserung von Ertrag und Widerstandsfähigkeit sehen, befürchten andere irreversible Eingriffe in die Schöpfung mit unklaren Folgen für andere Organismen. Als Verpächter landwirtschaftlicher Flächen haben sich auch Kirchen ihrer Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung zu stellen. Aber ist die Klarheit der Positionen der Komplexität des Themas angemessen?"
Frau Prof. Dr. Bärbel Friedrich führte in das Thema ein, beschrieb präzise die Arbeit der Wissenschaftler und unterschiedliche Züchtungsstrategien. Die Gentechnik sei dabei wichtig, ja unverzichtbar, aber eben nur einer von mehreren Wegen moderner Züchtungstechnolgie. Dr. Beatrix Tappeser, die die Grüne Gentechnik ablehnt, allerdings auf Smart Breeding als einen möglichen "Konsensweg" zwischen Befürwortern und Gegnern der Grünen Gentechnik hinwies, hatte mit ihrer Argumentation einen schweren Stand, insbesondere gegenüber Minister Aikens, der die weltweite Bedeutung der Grünen Gentechnik an vielen Beispielen aufzeigte und hervorhob, dass Gentechnik heute Alltag sei. Sein Schlussstatement auf die Frage, was er von der Evangelischen Kirche erwarte, war deutlich: "Dass nicht immer wieder Dorfpfarrer ohne Wissen um die wissenschaftlichen Argumente und Zusammenhänge die Ersten sind, die die Ausweisung gentechnikfreier Zonen beantragen."Gefragt nach möglichen Änderungen der institutionellen Rahmenbedingungen (EU-Regulierungspraxis, deutsches Gentechnikgesetz) zeigten sich Aikens und Prof. Friedrich skeptisch, Aikens insbesondere auch mit Blick auf prominente Politiker aus den eigenen Reihen, die mit "Gentechnikfreiheit" Politik machten. Änderungen seien aber langfristig unvermeidbar, wenn man die Herausforderungen einer Welt mit 9,5 Mrd. Menschen 2050 ernsthaft angehen wolle. Frau Prof. Friedrich wies in diesem Zusammenhang auf den bereits erkennbaren EU-internen Druck hin, insbesondere aus Großbritannien und Spanien. Sie wünscht sich einen vorurteilsfreien, wissenschaftsbasierten Dialog und eine Fortsetzung des Gesprächs zwischen Wissenschaft und Kirchen. Auch Frau Dr. Tappeser sah hier die Kirchen in der Pflicht, sich an der gesellschaftlichen Debatte zu diesem Thema zu beteiligen bzw. diese mit ihren Mitteln zu unterstützen.